Kann Ayurveda bei Darmbeschwerden helfen?

Blog_Koerper07

Da unsere Darmgesundheit so extrem wichtig ist, nur leider die wenigsten Menschen darüber sprechen, habe ich dir mal ein paar Tipps und Tricks aus dem Ayurveda zusammengestellt.

In den großen alten Traditionen wie eben Ayurveda und auch der Traditionellen Chinesischen Medizin nimmt der Darm und die Verdauung einen sehr großen Stellenwert ein.

Denn im Darm spiegelt sich unsere Gesundheit wider.

Deswegen bekommst du jetzt mal ein paar Einblicke, wie der Ayurveda unsere Darmgesundheit sieht.

Zuerst ist es wichtig ein paar Grundbegriffe zu klären. Was bedeutet zum Beispiel Agni oder Ama? Wir gehen auf Entdeckungsreise.

Agni ist das Feuer unseres Lebens.

Es beschreibt nicht nur das Verdauungsfeuer, sondern auch unser Lebensfeuer. Und das beeinflusst natürlich unser ganzes Leben. Somit auch unsere Intelligenz, Lebensfreude, Begeisterungsfähigkeit und unseren Verstand. Diese transformierende Eigenschaft des Agni spiegelt sich auch im Pitta-Dosha (ist eine Konstitution von drei im Ayurveda) wider. Was kann ein Mangel an Agni bewirken?

  • Verdauungsbeschwerden
  • Verlangsamter Stoffwechsel
  • Störung beim Aufbau der Körpergewebe
  • Verminderte Ojas-Produktion

Zu Ojas gleich mehr. Agni ist dafür zuständig, dass die Nahrung, die wir zu uns nehmen auch zerlegt und umgewandelt wird, damit diese Nahrung auch für unseren Körper als Baumaterial zur Verfügung steht. Somit entstehen durch die kleinen Teilchen wieder neue Körpergewebe und Ojas.

Dabei ist im Ayurveda nicht nur die Qualität der Lebensmittel entscheidend, sondern auch andere Eigenschaften wie die Emotionen beim Kochen und während des Zubereitens, den psychischen Zustand beim Essen selber, wie stark das Agni ist usw. Alle Faktoren tragen dazu bei, wie alles „verstoffwechselt“ wird und ob unser Körper (und auch andere Schichten im Ayurveda) dadurch gut genährt wird.

Wie können wir unser Agni stärken?

Generell ist es wichtig einige Grundprinzipien zu beachten, bevor wir ganz spezifische Interventionen tätigen. Zu den Grundprinzipien in der Ayurveda-Ernährung gehören:

  • Regelmäßige Mahlzeiten: wir sollten nicht „wild“ einfach irgendwie essen und uns schnell mal was zwischen die Zähne schieben, sondern die Mahlzeiten sollten geregelt sein und vor allem sollte der Körper auch genug Zeit zur vollständigen Verdauung der Mahlzeit bekommen. Wenn wir jede Stunde irgendeinen Snack zu uns nehmen, dann wird dies nicht gewährleistet. Somit sind Essenspausen wichtig. Der Richtwert liegt hier bei ca. 4 – 6 Stunden, wobei es einen Unterschied macht, ob man Obst zu sich nimmt oder ein großes Steak.
  • Warme und gekochte Mahlzeiten: durch den Kochvorgang werden wichtige Nährstoffe bereits aufgespalten und können so vom Körper besser aufgenommen und verdaut werden. Außerdem tun wir uns mit warmen Speisen einen gefallen, weil wir damit das Agni stimulieren und somit unseren Verdauungsprozess unterstützen. Das gilt auch für Getränke.
  • Essen ohne Ablenkung: das kennen wir alle. Am besten essen wir ohne Ablenkung, damit alle Vorgänge im Körper sich nun auf die Verdauung konzentrieren können. Tun wir das nicht, indem wir abgelenkt sind und eventuell auf das Handy während des Essens schauen, dann wir die Nahrung nicht gut verdaut und es können Rückstände entstehen – Ama. Das ist nicht ganz so gut für unseren Körper. Später klären wir noch, was Ama bedeutet.
  • Nicht zu viel und nicht zu wenig essen: für mich persönlich die Königsdisziplin. Was ist es genug? Wann bin ich wirklich gesättigt? Essen wir zu viel, kommt unser Agni nicht mehr hinterher und es entstehen auch wieder Rückstände, die den Körper belasten. Essen wir zu wenig bekommt der Körper nicht das, was er braucht um richtig gesund zu sein. Im Ayurveda sollte der Magen etwa 2/3 gefüllt sein.
  • Ein weiteres spannendes Thema: nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam essen. Am besten wird die Mahlzeit an einem Stück genossen und jeder Bissen sollte gut gekaut werden. Denn lange Pausen können den Verdauungsprozess stören.
  • Auch die Getränke nicht vergessen: Warme Getränke und vor allem warmes Wasser haben einen wichtigen Standpunkt in der ayurvedischen Ernährung. Dabei ist Wasser, Tee und vor allem Mineralwasser ohne Kohlensäure von Vorteil. Regelmäßiges trinken ist besser, als wenn du auf einen Schluck einen halben Liter trinkst. Allerdings ist das Trinken während der Mahlzeit mit Vorsicht zu genießen – hier sollten es maximal 200 ml zum Essen sein, da sonst die Verdauungskräfte geschwächt werden können.
  • Ein weiterer Punkt, der gerne vergessen wird: das richtige Timing. Im Ayurveda wird empfohlen 3 Mahlzeiten täglich zu sich zu nehmen. Das Frühstück sollte dabei leicht bekömmlich sein, damit wir nicht mit einem schweren Bauch in den Tag starten. Am Mittag kann die Hauptmahlzeit erfolgen, da hier die Verdauungskräfte am stärksten sind. Am Abend ist es dann wieder sinnvoll, etwas leicht Bekömmliches zu essen, das uns aber trotzdem sättigt. Und natürlich – wie vorhin schon angesprochen – sind die Essenspausen sehr wichtig.
  • Zum Schluss ist noch die Qualität der Nahrung sehr wichtig. Es muss nicht immer das exotischste Produkt sein. Viel sinnvoller sind regionale und saisonale Produkte, da unser Körper das schon seit Generationen kennt. Auch ist „Bio“ die sicher bessere Wahl, sofern es möglich ist.

So viel zu den normalen Essensgewohnheiten, die (finde ich zumindest) nicht unbedingt nur ayurvedaspezifisch gelten. Für mich gelten diese Regeln auch in unserer westlichen Welt.

Wie können wir das Agni noch anregen?

Mit bestimmten Gewürzen. Hierzu gehört allen voran der Ingwer. Dennoch ist es erst mal sinnvoller, die oben genannten Interventionen zu praktizieren und dann speziell mit Kräutern und Gewürzen zu unterstützen.

Im Ayurveda ist es nicht nur wichtig, was wir essen, sondern auch, was und wie wir verdauen. Denn es ist nicht entscheidend, wie und was du oben reinstopfst, sondern auch, was der Körper aufnimmt und wie er es verarbeiten kann. Somit können wir den Satz „du bist, was du isst“ etwas erweitern, indem wir sagen „du bist, was du verdaust“. Auch das ist eine Kernaussage bezüglich ayurvedischer Ernährung.

Nun kommen wir zu dem Begriff Ojas. Dieser Begriff bedeutet übersetzt Körperstärke, Vermögen und Vitalkraft, ist im ganzen Organismus vorhanden und hat den Hauptsitz im Herz. Ojas ist sehr feinstofflich, das für uns nicht sichtbar und greifbar ist, dennoch aber einen großen Einfluss auf unser Wohlbefinden hat. Auch unsere Gesundheit und unsere Energie profitiert davon.

Nun nochmal im Detail, wofür Ojas wichtig ist:

  • Die Immunabwehr
  • Unsere Vitalität
  • Die Fruchtbarkeit
  • Unsere Ausstrahlung und Lebensfreude

Was verursacht ein Mangel an Ojas?

  • Körperliche Schwäche
  • Schlechte Immunabwehr
  • Wir sind anfällig für Infektionen
  • Fade Haut
  • Unfruchtbarkeit

Du siehst also Ojas ist wichtig. Und warum erzähle ich dir das jetzt? Weil Ojas von einem starken Agni und einer passenden Ernährung abhängig ist, da Ojas daraus gebildet wird. Essen wir unvernünftig, kommt auch kein gutes Ojas heraus. Die Folgen haben wir vorhin gerade gesehen.

Gerne möchte ich nochmal eine kurze Zusammenfassung machen:

Wir nehmen Nahrung zu uns. Dann wird der Nahrungsbrei durch unser Verdauungsfeuer Agni gemacht. Danach wird der Nahrungsbrei in die fünf Elemente aufgeschlüsselt. Und das dient dann der Bildung unserer Körpergewebe, die sich im Ayurveda Dhatus nennen.

Nun schauen wir uns auch noch das an, was wir nicht so gerne im Körper haben wollen: Ama.

Ama sind unverdaute Stoffe, die dann als Stoffwechselrückstände im Körper verbleiben und ihn gegebenenfalls krank werden lassen.

Ama heißt übersetzt gift-ähnlich, unverdaut, unreif.

Das wollen wir lieber nicht in unserem Körper haben. Ama ist eher klebrig und behindert somit den Energiefluss und die Kommunikation zwischen den Zellen und den Organen. Natürlich ist eine belastete Verdauung (also eine, die nicht richtig funktioniert) kontraproduktiv für unseren Stoffwechsel, unsere Zellproduktion und die Funktion der Organe.

Somit beeinflusst Ama und eine schlechte Verdauung unseren Energielevel.

Nicht nur körperlich können wir uns matt und träge fühlen, sondern auch mental. Das ist dann der sogenannte Hirnnebel. In der Schulmedizin wird natürlich nicht von Ama gesprochen, sondern von Giftstoffen (sogenannte Toxine). Diese werden unterschieden: Toxinen von außen (Alkohol, Zigaretten), von innen (Entzündungsprozesse, Übersäuerung) und von der Psyche (Stress, negative Emotionen).

Was sind nun grundsätzlich Ursachen für Ama?

  • Ungesunde Ernährungsgewohnheiten
  • Ungesunder Lebensstil
  • Bewegungsmangel
  • Psychische Probleme (Kummer, Sorgen, Wurt, Angst)
  • Medikamente
  • Chronischer Stress
  • Toxine

Und wie sehen die allgemeinen Symptome für Ama aus?

  • Müdigkeit
  • Energielosigkeit
  • Antriebslosigkeit
  • Belegte Zunge
  • Mund- und Körpergeruch
  • Häufige Infektionen oder Pilzerkrankungen
  • Verdauungsbeschwerden, Blähungen, Völlegefühl, Sodbrennen, Stuhlunregelmäßigkeiten
  • Unreine Haut, Akne, Ekzeme und Ausschläge
  • Schmerzen, Gelenkbeschwerden
  • Kopfschmerzen

Ama hat also viele Gesichter. Diese Anzeichen waren typische, es gibt aber auch noch komplexere Anzeichen. Dennoch ist es so, dass aus der ayurvedischen Sicht die Erkrankungen nicht von heute auf morgen entstehen, sondern sich kontinuierlich aufbauen. Somit haben wir ja auch gute Chancen entgegenzuwirken.

Was kann uns unterstützen, damit wir Ama verhindern?

  • Keine kalten Speisen und Getränke
  • Spazieren nach der Mahlzeit
  • In Ruhe essen und eine kleine Pause danach machen
  • Einsatz von wärmenden Gewürzen

Noch ein paar Worte zum „normalen“ Stuhlgang. Die genaue Betrachtung des Stuhlgangs ist zwar unangenehm, allerdings sehr aufschlussreich, wenn es um unsere Gesundheit geht. Deswegen lohnt sich ein Blick „in die Schüssel“. Auch eine Art Tagebuch zu verfassen ist sicher nicht schlecht, wenn Verdauungsbeschwerden bestehen. So können wir eventuell Muster erkennen und dem Übeltäter auf die Schliche kommen. Nun noch kurz einige Faktoren, die für einen gesunden Stuhlgang wichtig sind:

  • Frequenz: hier ist die Regelmäßigkeit entscheidend. Der Ayurveda ist sich nicht ganz einig, wie oft gut ist. Von 1 bis 2 Mal täglich oder auch nur alle 2 Tage – alles ist OK, solang der Stuhlgang regelmäßig ist.
  • Zeitpunkt: die beste Entleerungszeit ist am Morgen nach dem Aufstehen, wenn alles in Schwung kommt.
  • Konsistenz: gesund ist der Stuhl dann, wenn er weich, aber geformt ist. Zusätzlich sollte er sich gut entleeren lassen. Bei einer belasteten Verdauung kann es entweder zu Durchfall oder zu Verstopfung kommen.
  • Entleerungsvorgang: eigentlich sollte sich der Stuhl leicht und zügig entleeren lassen. Also ohne starkes Pressen und mit wenig Anstrengung. Deswegen wird der Stuhl auch mit Schleim umhüllt, damit alles besser geschmiert ist.
  • Anschließendes Gefühl: danach sollten wir uns vollständig entleert und wohl fühlen.

Natürlich gibt es noch so viel mehr im Ayurveda über den Darm, die Verdauung und die Ernährung zu berichten. Schließlich werden hier tausende von Büchern darüber gefüllt. Dennoch sind die Grundbegriffe geklärt und so weit von der Schulmedizin teilweise gar nicht entfernt. Dennoch gibt uns der Ayurveda einen holistischen Rundumblick, was es auch so interessant macht.

Ich hoffe du konntest etwas aus diesem Beitrag mitnehmen und kannst was umsetzen. Denn erst, wenn wir ins TUN kommen, kann sich auch was verändern.

In diesem Falle wünsch ich dir frohes Tun :-).

Falls du Fragen hast – meld dich gerne.

Von Herzen
Deine Anne

Schreibe einen Kommentar

Teile meinen Beitrag