Monsterkiller Zucker? Wir gehen auf Spurensuche! – Teil 3

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Nun kommen wir zum dritten Teil der Serie: Monsterkiller Zucker? Im Teil 1 hast du nun die Grundlagen kennengelernt, im Teil 2 hast du viel über Insulin und den Folgen einer Insulinresistenz gehört. Nun kommen wir wirklich zum Suchtfaktor Zucker.

Ist unser Gehirn ein Zuckerjukie?

Nicht nur Alkohol oder Nikotin haben einen gewissen Suchtfaktor, sondern natürlich auch Zucker. Nur ist das leider den Meisten von uns nicht bewusst. Und darin besteht auch die Gefahr. Alles beginnt mit einer stoffgebundenen Abhängigkeit. Da sind wir alle gleich.

Will heißen: fast jedes Organ benötigt den Botenstoff Insulin, um mit Blutglukose versorgt werden zu können. Außer das Gehirn. Dabei ist es dem Körper selber herzlich egal, wie er an den Zucker kommt. Dieser kann nämlich aus so gut wie fast allem Glukose gewinnen und machen. Dieser „Treibstoff“ gelangt dann durch die Blut-Hirn-Schranke ins Gehirn. Muskeln können, wenn mal Not am Mann (oder der Frau:-)) ist, auch ihre Energie aus der Fettverbrennung gewinnen. Das passiert zum Beispiel nachts, wenn wir schlafen, weil wir ja dort nichts essen und somit eine „Fastenphase“ haben.

Nur so nebenbei: deswegen ist Intervallfasten so toll für die Gesundheit!

Das Gehirn hat es da aber leider nicht so leicht, da es aus Fett keine Energie gewinnen kann, sondern der schnellste und effizienteste Weg ist über Glukose. Überfrisst du dich jetzt aber ständig mit zuckerhaltigen Sachen, haben wir ein Phänomen, nämlich dass wir ständig an noch mehr Hungerattacken leiden und somit den Teufelskreis unserer suchtähnlichen Veränderung des Gehirnstoffwechsels richtig anheizen.

Schlussendlich werden bei dem Verzehr von zuckerhaltigen Produkten die gleichen Gehirnareale aktiviert, als wenn du Drogen zu dir nehmen würdest. Deswegen haben wir nach dem Genuss von Schoki und Co immer so ein geiles Hochgefühl, als könnten wir alles erreichen und wären einfach die „Geilsten“. Wer kennt dieses Gefühl nicht? So in etwa wird sich das auch nach Drogenkonsum anfühlen (da habe ich keine Ahnung, aber ich kann es mir vorstellen). Schlussendlich ist ja Zuckerkonsum auch eine Art Drogenkonsum.

Unser Gehirn ist in ständiger Absprache mit unserem Körper und dessen Signale, ob auch genug Brennstoff zur Verfügung steht. Es gibt spezielle Nervenzellen im Gehirn, die diese ganzen Informationen abgreifen und diese kontrollieren die Stoffwechselrate und den Wunsch zu essen.

Wenn diese Signale weniger werden, weil mir abnehmen, erhöht sich der Drang wieder Essen „reinzuschaufeln“, damit die leeren Speicher wieder gefüllt werden. Deswegen hilft Sport alleine nur bedingt zum Abnehmen. Unser Körper will seine Fettreserven nicht hergeben und macht dann einfach vermehrt Hunger. Und siehe da, schon essen wir nach einer langen Wandertour eine riesen Portion Nudeln. Da überlistet uns der Körper. Das solltest du unbedingt im Blickfeld haben, wenn du abnehmen möchtest.

Umgekehrt ist es aber auch so, dass, wenn wir zu viel des Guten zu uns nehmen, der Körper auch Signale sendet, dass es genug ist. In unseren heutigem Lebenswandel der westlichen Welt wissen leider die Wenigsten, was es bedeutet, mal wieder wirklich richtigen Hunger zu haben. Da wir immer „nachschieben“, haben wir das Gefühl von Satt und Hunger komplett verlernt. Ansonsten würde es nicht so viele übergewichtige Menschen geben.

Wie reguliert das Gehirn den Stoffwechsel?

Nach Univ.-Prof. Achim Peters ist nicht der Blutzuckerspiegel entscheidend, sondern der Zuckerstand im Gehirn. Klingt irgendwie logisch. Untersuchungen der Pathologin Maie Krieger zeigten, dass unterernährte tote Soldaten aus dem ersten Weltkrieg, die sowieso um diese Zeit herum an einer Unterernährung litten (also auch Zuckerentzug), 40% der inneren Organe schrumpften und abnahmen. Das Gehirn hingegen nicht (maximal 2 %). Da sieht man mal wieder die Hierarchie des Körpers. Das Gehirn macht ca. zwei Prozent unserer Körpermasse aus, benötigt aber ca. die Hälfte der täglich konsumierten Kohlenhydrate. Das Gehirn nimmt bis zu 2/3 der Blutglukosemenge bei normalen Belastungen aus. Wahnsinn.

Wenn du dann mal in stressige Zeiten kommst, sind es sogar bis zu 90%. Deswegen greifen wir gerne, wenn es mal stressig wird, wir eine Prüfung haben etc., zur Schoki, Keksen oder einfach Traubenzucker. Das ist dann die sogenannte Nervennahrung. Es gibt Nerven, die bis zu unseren Organen reichen. Zum Beispiel ist das auch der Sympathikus. Wenn zu wenig  Zucker im Gehirn vorhanden ist, werden Signale an den Sympathikus geschickt. Dieser kann dann die Insulinausschüttung der Bauchspeicheldrüse drosseln, damit die Muskelzellen und Fettzellen keinen Schlüssel mehr haben (Insulin ist der Schlüssel der nötig ist, damit der Zucker auch in die Zelle kann) und somit steht genug Zucker für unser Gehirn wieder bereit, da das Gehirn kein Insulin für die Verstoffwechselung des Zuckers benötigt. Geschickter Schachzug unseres Gehirns.

Gleichzeitig bekommt die Leber das Signal, die gespeicherte Glukose für das Gehirn abzugeben. Ist dann wieder genug Blutglukose vorhanden nimmt die Durchblutung des Gehirns wieder zu. Wenn das Gehirn dann „satt“ und ausreichend versorgt ist, dann gibt es die Glukoseparty für alle Zellen wieder frei. Ganz schön egoistisch :-).

Auch haben wir eine Menge an Sensoren in unserem Gehirn, die ständig die Blutzuckerkonzentration messen. Ist diese niedrig, sind wir am „jagen“. Meistens nach etwas Süßem. Aber auch ein Döner würde unsere Sensoren zufrieden stellen. Sprich: das Gehirn will am besten wieder schnell verfügbares, damit es nicht den umständlichen Weg über die Fettverbrennung machen muss. Ja auch unser Gehirn ist sehr faul und geht immer den leichtesten Weg.

Wenn du nun im Dauerstress bist, schaltet dein Gehirn auf Notsituation um. Das ist eher nicht so toll, da du dann ständig die Signale bekommst, dass du Essen suchen sollst. Am besten noch richtig hochkalorisches (also viele Kalorien auf ein kleines Volumen). Bekommt dein Gehirn nicht die „Dosis“, die es braucht, kann abgesehen vom ständigen Appetit sich auch mal Gereiztheit, Nervosität und schlechte Laune zeigen.

Es gibt zwei Typen, die unter Stress anders funktionieren. Zum einen gibt es die Stressesser, die dann immer Nachschub brauchen und gefühlt immer am essen sind. Hört der Stress auf, hört dann aber auch das Essen auf. Beim anderen reguliert sich das System gar nicht mehr und das Gehirn zieht ständig die Energie vom Körper ab. Das kann schlimme Folgen haben: nicht nur, dass sie ständig schlecht gelaunt sind, dieses disregulierte System kann sich von Niedergeschlagenheit, über Gereiztheit bis hin zur Depression entwickeln. Außerdem sehen diese Menschen oft „ausgehungert“ aus, da sie an Gewicht verlieren (aber leider nicht auf die gute Art).

Wie komme ich aus der Zuckersucht heraus?

Da die Nervennahrung ein wichtiges Programm für uns ist, werden wir vermutlich nie vom Zucker ganz unabhängig sein. Allerdings besteht unsere Aufgabe darin, dass wir unser Gehirn umlernen. Das ist sehr wohl möglich, setzt allerdings etwas Geduld voraus. Unser Körper ist so effizient, dass er Gehirnnahrung (eigentlich Zucker) auch aus Fett und Aminosäuren (Eiweiß) bauen kann. Das nennt man dann die Keton-Körper. Die haben in letzter Zeit einen regelrechten Hype erlebt. Dennoch möchte ich hier festhalten, dass diese Ketose ein Notfallprogramm unseres Körpers und Gehirns ist, weswegen sich eine ketogene Diät nicht als Langzeitlösung anbietet. Es sei denn, du möchtest dich auf lange Sicht kaputt machen.

Die natürliche Nahrung unseres Gehirns ist nun mal die Glukose. Viel wichtiger ist allerdings, dann wir unser Stressmanagement unter Kontrolle bringen und auch unseren Alltag viel aktiver gestalten. Aktiv heißt dabei nicht, die Maus beim PC zu bewegen. Sondern raus – laufen, gehen, springen, schnell spazieren, Krafttraining etc..

Wenn wir unsere Stresshormone durch Aktivität regulieren (diese bauen sich durch Aktivität ab), dann muss der Körper beziehungsweise das Gehirn nicht mehr auf Stressnotprogramm umschalten. So bekommen wir diese Fressanfälle im Stresszustand unter Kontrolle.

Lieber mal ein paar Liegestütze machen, bevor du zur Schoki greifst. Hast du das Gefühl, dass du kein gutes Stressmanagement hast, dann hol dir da unbedingt Hilfe. Das lohnt sich, nicht nur für deine Figur.

Kurz und knackig:

Was sind Warnsignale einer Zuckersucht?

  • Richtig Lust auf Süßes und auch noch häufig
  • Zwischendurch Naschen
  • Lust auf Fruchtsäfte und/oder süße Getränke
  • Unbändige Lust auf Brot, Nudeln, Pizza, viel Obstlust è vor allem Abends
  • Müdigkeit und schlechtere Konzentrationsfähigkeit nach oben genannten Essen
  • Stimmungsschwankungen
  • Energiekrisen
  • Druck- und Spannungsgefühle im Bauch
  • Ein- und Durchschlafprobleme
  • Unruhe, Spannung, erhöhte Nervosität besonders einige Stunden nach der letzten Mahlzeit
  • Große Lust auf Milch, Kuhmilchprodukte, Brot und fruktosehaltige Getränke

Wie macht uns der Zucker süchtig?

Die Beziehung vom Gehirn und Zucker bestimmt sozusagen unser ganzes Leben. Die Stimmung, das Gewicht, den gesamten Stoffwechsel und somit auch unsere Gesundheit. Wenn du Heißhungerattacken hast, kann das daher kommen, dass du einen gestörten Zuckerstoffwechsel hast. Das ist sehr ungut.

Allerdings ist das nicht alles: Zucker hat einen Suchtfaktor, wie harte Drogen. Denn Zucker wirkt im Gehirn (und nimmt die gleichen Wege) wie eben solche Drogen. Das ist schon etwas beängstigend, allerdings logisch. Unser Gehirn reagiert suchtähnlich auf Zucker und Fett (super Kombinationen wären hier Torte, Kuchen, Schoki, Gummibärchen, Nutella und so weiter. Du weißt, was ich meine).

Das wurde in einer Studie von Bart Hoebel von der American Psychological Society entdeckt. Oder besser aufgedeckt :-). Auch gibt es MRT Untersuchungen von Gehirnen Übergewichtiger, die verstärkte Reaktionen zeigen, wenn man ihnen Bilder mit zuckerhaltigen Nahrungsmitteln zeigt, als wenn diese Bilder von Salat, Gemüse und Fleisch sehen. Denk mal selber an deine Lieblingssüßigkeit – rinnt dir schon das Wasser im Mund zusammen? Diese MRT Untersuchungen hat man auch mit normalgewichtigen gemacht: diese zeigten nicht so heftige Reaktionen, wenn es um Süßes gegangen ist. Wenn nun Zucker ein so großer Suchtfaktor ist, ist es kein Wunder, dass wir so auf Brot, Gebäck, Plätzchen, Kuchen, Limonaden, Süßes usw. abfahren.

Für viele Wissenschaftler ist der Zusammenhang zwischen Drogensucht und Industrienahrung heute deutlich (vgl. Kurt Mossetter Zucker der heimliche Killer). Die Schaltkreise, die im Gehirn aktiv werden sind der erste Schritt in die Sucht. Denn schließlich bekommen wir ein schönes Entspannungsgefühl und Genuss, wenn wir zu Süßem greifen.

So wird unser Belohnungssystem angeregt und wir spüren: Wohlbefinden. Somit lernt unser Gehirn: „Hey das macht glücklich und zufrieden, da will ich mehr davon! Gib mir MEHR!“ Und schon haben wir ein Problem.

Leider macht jedes Suchtmittel Wohlbefinden, da unser Körper die opiatähnlichen Stoffe, die ausgeschüttet werden, wenn wir Drogen (inklusive Zucker) konsumieren, mit den körpereigenen Opioiden verwechselt.

Allerdings gibt es auch andere Wirkungswege. Ja der Körper ist eben sehr komplex. Jede Droge trickst aber unser Genusssystem so aus, dass ein künstliches Glücksgefühl erzeugt wird, obwohl es im Außen überhaupt keinen Anlass zur Freude gibt. Wenn erst mal das Hoch vorbei ist, verschwindet der Genussmoment und es entsteht Leere. Oder besser: Verlangen. Das kennen wir alle. Nachschub muss her.

Somit stellt der Körper Dopamin her (das steht für Antrieb und Lust) und signalisiert den Körper: „Hey beschafft mir neuen Stoff.“ Blöderweise verstärkt sich dieser Teufelskreis, da er auch den Dopaminspiegel ansteigen lässt. Somit trainieren wir uns unsere Hirnchemie so um, auch wenn nur das Schokoladenpapier raschelt oder die Bierflasche aufpoppt, dass wir schneller, als uns lieb ist, in der Suchtfalle stecken. Das Dopamin sorgt übrigens dafür, dass unser Gehirn auch gut umprogrammiert wird.

Konzentrierter Zucker (also eigentlich fast alle verarbeiteten Nahrungsmittel) macht uns hungrig, stört das Botenstoffsystem in unserem Gehirn und erzeugt Entzugserscheinungen.

Dopamin sorgt übrigens dafür, dass wir angetrieben werden, Handlungen, die uns Wohlgefühl bereiten, zu wiederholen. Sozusagen ist Dopamin einer der „Taktgeber“ der Zuckersucht. Auch sorgt Dopamin dafür, dass wir nicht so schöne Erfahrungen meiden. Kommen wir nun in ein Tief, da die morphinähnlichen Stoffe im Gehirn abgebaut werden, verlangt das Gehirn Nachschub. Denn das Tief mit seinen unguten Gefühlen soll ja gefälligst vermieden werden.

Auch Serotonin wird durch Zuckerkonsum ausgeschüttet. Das ist sozusagen unser Gute-Laune-Hormon. Normalerweise wird dieses unter Einfluss vom Sonnenlicht gebildet und sorgt dafür, dass wir wach und leistungsfähig werden. Also raus in die Natur und Sonne tanken :-). Menschen, die Depressionen haben, leiden an einem Serotoninmangel. Deswegen greifen diese Menschen sehr gerne zu Zucker und Co. Sehr verständlich, allerdings befeuert das den Kreislauf der Depression nur noch.

Nochmal zum Dopamin:

Faszinierenderweise sind immer noch nicht alle Funktionen des Dopamins erforscht. Allerdings weiß man mit Sicherheit: Dopamin regt die Aktivität des Sympathikus an (unser Mobilisierungssystem). Dieses erzeugt Aufmerksamkeit, Gefühle wie Freude, Glück und geistige Klarheit. Auch sorgt es für eine gute Durchblutung. Das benötigen wir, wenn wir in Stresssituationen kommen. Da könnte eine gute Durchblutung, wenn ein Feind vor uns steht, nicht schaden, dass wir schnell abhauen können.

Auch ist Dopamin für den Informationsaustausch zwischen den einzelnen Nervenzellen zuständig, ebenso für Lernprozesse und Gedächtnisleistungen und auch für unsere Motorik. Je mehr Dopamin in deinem Blut ist, desto besser funktionieren dein Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis. Wenn du ein High hast (durch Zucker, Drogen, Joggen, Besteigen eines Berggipfels) führt das zur vermehrten Ausschüttung von Dopamin. Somit stimulieren wir auch wieder unser Belohnungssystem.

Die Dopaminkonzentration ist übrigens dann am höchsten, wenn das Verlangen seinen Höhepunkt hat. Somit können wir auch süchtig nach dem Gefühl vom Verlangen werden. Ganz schön kompliziert das Dopamin. Ein kleiner Teil im Gehirn (der Nucleus accumbens) spielt bei der Nahrungsaufnahme eine große Rolle. Bei zuckerhaltigen Mahlzeiten kann ein drogenähnliches Verhalten ausgelöst werden.

 

Durch das Wechselspiel von „ich esse Zucker“ (oder auch nur das daran „Denken“) und der Dopamin- und Opioidausschüttung lernt unser Gehirn ganz schnell, dass mit Zuckerkonsum ein Wohlgefühl erzeugt werden kann.

Das ist sehr ungut. So reagiert man auch immer sensibler auf „schmackhaftes“ Essen. Somit kann unser Wille nicht mehr viel ausrichten – wir sind gefangen in der Sucht. Leider geht es dem Körper auch nicht um die aufgenommenen Kalorien, sondern das Essen wirkt in erster Linie über den Geschmack. Auch die Dehnung des Magens spielt eine untergeordnete Rolle. Das kennst du sicher: du hast dein Lieblingsessen ordentlich „reingeschaufelt“ und kannst fast nicht aufhören. Manchmal geht das sogar so weit, dass uns richtig der Bauch weh tut, weil wir uns überfressen haben. Es schmeckt einfach zu gut.

Haben wir unser Gehirn blöderweise schon so gut konditioniert, dass es bereits bei der Verpackung oder beim Duft des Nahrungsmittels Dopamin ausschüttet, sind wir so richtig tief in der Sucht drinnen. Essen wir es dann, wird Opioid ausgeschüttet. Das macht wieder Wohlgefühl und wir essen froh weiter. Und nun kommt ein mega wichtiger Satz: Wir essen nicht weiter, um satt zu werden, sondern um uns zu stimulieren. Das sollte uns dann schon zu denken geben. Die Reue kommt dann, wenn wir uns wieder mal auf die Waage stellen, die Hose zu eng wird oder wir die Treffen nicht mehr ohne „schnaufen“ hoch kommen. Allerdings ist das Dopamin stärker als unser Wille.

Wie können wir das Dopamin natürlich bekommen?

Wenn wir an einem Dopaminmangel leiden, kommt es häufig zu Apathie, Fatigue-Syndrom, muskuläre Schwäche, Konzentrationsschwäche, Vergesslichkeit, Aufmerksamkeitsdefizite, Tagesmüdigkeit, Motivationsverlust oder auch zum Restless-Legs-Syndrom. Wow das ist eine echt lange Liste. Dopamin wird aus der Aminosäure Tyrosin gebildet. Nun liegt es nahe, Lebensmittel zu essen, wo wir Tyrosin finden. Diese wären Nüsse, Kerne, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte.

Weiter geht’s mit Serotonin

Serotonin kennen wir alle: unser Gute-Laune-Hormon. Dieser Botenstoff reguliert auch die Weite der Blutgefäße, die Dehnbarkeit des Magen-Darm-Traktes, der Bronchien und der Lungenflügel. Also viel mehr als nur gute Laune. Zudem wird noch vermutet, dass Serotonin auch behilflich ist für unsere Regulierung der Körpertemperatur, den Appetit, den Schlaf und natürlich auch unsere Stimmung. Wenn wir viel Serotonin haben, steigt unser Stimmungsbarometer. Wir fühlen uns optimistisch, zufrieden, gelassen und der Schlaf ist dann auch hervorragend. Denn in der Nacht wir aus Serotonin Melatonin, was dann ganz wichtig für den Schlaf ist. Auch im Stress ist Serotonin sehr wichtig: es sorgt dafür, dass wir den Überblick behalten und die Impulskontrolle verbessern. Also, dass wir nicht unüberlegt handeln.

Was macht ein tiefer Serotoninspiegel?

Dieser führt zu schlechtem Schlaf, zur Reizbarkeit, schlechter Konzentration, sinkende Leistungsfähigkeit, Angst, Aggression, Entscheidungsschwäche, depressive Verstimmung, gesteigertem Appetit, Libidoverlust, eventuell spüren wir vermehrt Schmerzen oder auch Migräne ist durch einen Serotoninmangel möglich.

Was auch noch ganz wichtig ist: ist der Serotoninspiegel niedrig tendieren wir zum Suchtverhalten. Klar, wir wollen uns ja schöne Gefühle bereiten. So tickt der Mensch: Lustgewinn und Unlustvermeidung. Auch können wir hier wieder mit Lebensmittel etwas helfen, da Serotonin aus der Aminosäure Tryptophan gebildet wird. Diese finden wir viel in Kiwis, Bananen, Ananas, Tomaten, Walnüssen und Kakao. Deswegen macht Schoki ja auch glücklich. Nein Quatsch das ist natürlich zum größten Teil durch den Zucker.

Durch die Kombination von Zucker und Fett (also Schoki oder auch alles industriell hergestellte Zeug) passiert dann das Tryptophan schneller die Blut-Hirn-Schranke und wird dann dort zur Bildung von Serotonin benötigt. Deswegen haben wir so eine ungeheure Lust auf fettig und zuckrig, wenn wir niedergeschlagen sind. Auch Mängel von Vitaminen (B6) und Magnesium kann dazu führen, dass die Serotonin-Synthese eingeschränkt ist.

Tendenziell haben wir generell zu wenig Magnesium (wird nämlich für über 300 Prozesse im Körper benötigt, da kann es schon mal eng werden) und Vitamin B6 auch (vor allem bei einer Stoffwechselstörung, die sich HPU nennt). Wie du schon weißt führt Zucker dazu, dass Insulin ausgeschüttet wird. Nun bringt Insulin nicht nur Glukose in die Zelle, sondern auch andere Zellbausteine (also Aminosäuren). Da gehört zum Beispiel auch Tryptopan dazu. Du erinnerst dich: Vorstufe von Serotonin. Das Alles kommt dann in einen doofen Kreislauf zusammen: Wenn du zu viel Zucker konsumierst bremst das das Wohlfühlhormon Serotonin.

Wir wollen ja nicht, dass wir uns unwohl fühlen, was machen wir dann? Wir konsumieren wieder viel Zucker und Fett, weil so im Grunde wieder mehr Serotonin gebildet wird. Und wir fühlen uns wieder glücklicher. Leider lässt die nächste Fressattacke nicht lange auf sich warten. Somit kann dieser Kreislauf zu richtigen unkontrollierbaren Fressattacken führen.

Was kannst du jetzt gegen diese Fressattacken tun?

Ganz einfache Antwort: Bewegung und Sport. Übertreibe es aber nicht, denn auch Sport kann süchtig machen. Nodric Walking, Radfahren oder Spazieren sind da gute Serotoninbooster. Sie heben also den Serotoninspiegel, vor allem, weil du dich auch bei diesen Sportarten an der frischen Luft befindest. Warum funktioniert das? Weil durch die körperliche Bewegung die Verfügbarkeit von Tryptophan im Gehirn erhöht wird. Tolle Sache.

Nicht weit von der Sucht entfernt: das Cortisol

Weil das sensible Gleichgewicht zwischen Dopamin und Serotonin echt kompliziert ist, sind die Voraussetzungen für eine Sucht in jedem schon angelegt.

Ob sie tatsächlich zur Sucht wird können wir dann mit unseren Gewohnheiten und unserer Achtsamkeit/Wachsamkeit steuern.

Allerdings gibt es noch einen dritten im Bunde: das Cortisol. Dieses Hormon steuert auch sehr viel unser Essverhalten. Produziert wird es in der Nebennierenrinde und gehört zu den Stresshormonen, wie zum Beispiel Adrenalin. Beide werden vermehrt in Stresssituationen ausgeschüttet. Dann sind wir meistens wach und aufmerksam (es könnte ja ein Tiger um die Ecke kommen :-)). 

Was bewirkt nun ein erhöhter Cortisonspiegel? Er macht uns kampf- oder fluchtfähig. Er steigert den Blutdruck, Pulsfrequenz, Durchblutung, es wird vermehrt Glukose ausgeschüttet. Allerdings nicht für die Muskeln, denn Cortisol bewirkt im Muskel eine Insulinresistenz, damit die ganze Glukose ins Gehirn wandern kann. Wo kommt auf einmal die Glukose her? In einer „Hey der Tiger steht vor mir“-Situation wirst du dir wohl kaum einen Schokoriegel reinschieben. Die Reserven kommen aus der Leber. Was nun auch noch wichtig ist zu wissen: bei einen erhöhten Cortisolspiegel sinkt der Serotoninspiegel. Das ist fatal – besonders in unserer heutigen Zeit.

Das heißt nämlich, je mehr Stress du hast und Stresshormone ausschüttest, desto weniger Wohlfühlhormone hast du.

Ich würde es so bezeichnen: je mehr Stress, desto trauriger wirst du. Nicht gut. Aber harte Realität. Schau dich mal um, wie viele Menschen im Hamsterrad rennen, bis sie nicht mehr können. Sind sie glücklich? Frag sie mal. In der ersten Stressphase steigt das Dopamin – klar, dieses soll uns ja handlungsfähig machen. Bei gutem Stress, der sogenannte Eustress, sorgt dies für Lust- und Spaßgefühle. Wir können uns besser fokussieren und konzentrieren.

Wenn der Stress allerdings länger anhält werden wir aggressiv, sind übermotiviert oder auch ängstlich und paranoid. Wenn das jetzt alles Richtung chronischen Stress geht, dann sinkt der Cortisolspiegel wieder und die Folge ist nicht schwer zu erkennen: das System ist erschöpft und fährt immer weiter runter. Dann verhalten wir uns eher apathisch und passiv. Auch der Serotoninspiegel sinkt, weswegen es uns richtig schwer fällt zur Ruhe zu kommen. Der Dopaminspiegel fällt zusätzlich, deswegen haben wir dann auch keinen Antrieb mehr. Eine dauerhafte Stressbelastung führt dazu, dass die Ruhe- und Entspannungshormone, aber auch die Sexual- und Bindungshormone (Testosteron und Oxytocin) abfallen. Die Folge ist nicht schön.

Was hast das jetzt alles mit Ernährung zu tun?

Wir können auch einen Ernährungsstress entwickeln. Dieser lässt den Cortisolspiegel im Blut ansteigen. Leider sind wir so konditioniert, dass wir, wenn mal etwas Stress, Unruhe, Nervosität auf uns niederprasselt, gleich zu Süßem greifen um uns zu beruhigen und belohnen. Nach ca. drei Monaten chronischer Belastung entgleist dein normaler Cortisolspiegel. Somit brauchst du Energieschübe – in Form von schnell verfügbaren Kohlenhydraten. Oder besser: Zucker.

Denn die Tiefs, die du immer wieder hast, willst du irgendwie überbrücken. Nun wird es ganz ungemütlich: dein Organismus verbraucht nun viel zu viel Glukose, worauf er gar nicht angelegt ist. Besonders leidet das Gehirn darunter. Denk mal nach: je kleiner ein Tier, desto schneller (im Normalfall – Ausnahmen bestätigen die Regel) schlägt das Herz. Diese Tiere leben weniger lang, als die großen, wo das Herz langsam schlägt. Auch das können wir auf uns anwenden. Ist das ganze System am Anschlag, ist das sicher nicht so gesund. Die Konsequenzen kannst du dir sicherlich selber denken.

Wenn durch diesen Dauerstress der Zellstoffwechsel gestört ist (und das ist er), dann entsteht viel Stress in den Zellen. Ammoniak und viele Stresshormone in der Zellen führen zu deutlichen Leistungsminderungen, Schlafstörungen, emotionalen Befindlichkeitsstörungen, Muskelschmerzen und einer erhöhten Verletzungsanfälligkeit. Um es abzurunden: die Regulation des Zuckerstoffwechsels und stressbedinge Erkrankungen stehen in einem engen und wechselseitigem Verhältnis zueinander.

Die Königsdisziplin: Zuckerentzug

Wenn du dich jahrelang von hochverarbeiteten Nahrungsmittel ernährt hast, wird das zur echten Herausforderung (ich schreibe aus Erfahrung). Dieser Entzug gleicht einem Drogenentzug und ist alles andere als lustig. Dieser Entzug von vielen Inhaltsstoffen in der Industrienahrung – allen voran Zucker – kann körperliche und seelische Symptome hervorrufen. Dadurch, dass wir so konditioniert und geprägt sind, nehmen wir sogar Risiken in Kauf, um unsere Sucht zu befriedigen.

Jeder Drogensüchtige weiß, dass das nicht gut für ihn ist. Nun dürfen wir uns aber alle an die Nase fassen, denn ich denke, dass fast alle Menschen (zumindest in den Industriestaaten) zuckersüchtig sind.

Nun die gute Nachricht: die ganzen Stoffwechselentgleisungen sind heilbar.

Sofern wir den Zuckerentzug richtig machen. Die größte Schraube, an der wir drehen müssen ist natürlich die Ernährung. Wie sollte es auch anders sein. Leider gestaltet es sich nicht einfach von jetzt auf gleich den Zuckerhahn zuzudrehen. Denn das käme einen Entzug gleich – somit springt gleich wieder unser Alarmsystem im Körper an.

Da alles durcheinander ist, dürfen wir hier sehr behutsam sein. Die körperlichen Entzugserscheinungen dauern ca. eine Woche. Dennoch bleiben die psychischen Gewohnheiten, wenn wieder mal stressige Situationen auf uns zukommen, bestehen. So schnell, wie wir dann die Schoki im Mund haben, können wir gar nicht schauen. Das sind dann die berühmten Rückfälle. Eine intelligente Ernährungsumstellung, Sport, Bewegung und auch Resilienztraining können hier allesamt gut helfen. Wie du das ganz genau machen kannst, erfährst du in den Folgeartikeln.

Wenn du Fragen oder Anregungen hast – schreib mir sehr gerne!

Von Herzen
Deine Anne

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